Banca March richtet ihre Anlagestrategie 2023 auf Anleihen aus
07 Februar 2023 Kategorie: General
Das Marktstrategieteam von Banca March geht davon aus, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2023 infolge der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen und der Auswirkungen der Inflation auf die Kaufkraft eine deutliche Verlangsamung verzeichnen wird.
- 2023 wird das Jahr der langen Pause bei den Zinserhöhungen. In den USA dürfte die Federal Reserve zwischen März und Mai die letzte Erhöhung in diesem Zyklus vornehmen. Die Leitzinsen dürften dann einen Höchststand von 5 % erreichen. In Europa ist eine Anhebung der Leitzinsen auf 3,25 % bis 3,5 % bis zum Sommer wahrscheinlich.
- Die Inflation wird sich zwar weiter abschwächen, ohne jedoch die von den Zentralbanken gesetzten Ziele zu erreichen. Die höheren Energiekosten wirken sich bereits auf die Dienstleistungen aus, so dass die Kerninflation hoch bleiben wird.
- Anleihen dürften in diesem Jahr die Hauptrolle spielen. Nach einem Jahrzehnt sind sie wieder attraktiv: Der interne Zinsfuß (IRR) vergütet bereits das eingegangene Risiko, insbesondere bei Anleihen höchster Bonität. Angesichts der inversen Zinsstrukturkurve bevorzugt Banca March weiterhin Anleihen mit hoher Bonität und kurzen Laufzeiten.
- Die erwartete konjunkturelle Abschwächung wird die Aktienmärkte im Jahresverlauf immer wieder schwanken lassen. Die größten Chancen sehen wir bei Aktien aus den USA und den Schwellenländern. Unter den zyklischen Sektoren bevorzugt die Bank Finanzwerte (aufgrund der Sensitivität des Geschäfts gegenüber steigenden Zinsen und ihrer attraktiven Bewertung) und Technologieunternehmen (aufgrund ihrer Fähigkeit, Gewinne zu generieren). Chancen werden sich auch im Gesundheitswesen und in den mit der Energiewende verbundenen Sektoren ergeben.
Das Marktstrategieteam von Banca March geht davon aus, dass sich die Weltwirtschaft im Jahr 2023 aufgrund der verschärften finanziellen Bedingungen und der Auswirkungen der Inflation auf die Kaufkraft stark abschwächen wird. Eine der größten Auswirkungen der Straffung der Geldpolitik wird sich im Immobiliensektor zeigen, wo die Preise weltweit bereits zu sinken begonnen haben. In den USA beispielsweise ist der Rückgang der Hausverkäufe schneller als in jedem anderen Zinserhöhungszyklus der Vergangenheit.
Trotz dieser Verlangsamung werden der weiterhin angespannte Arbeitsmarkt und die Ersparnisse, die die Haushalte in der Pandemie gebildet haben, die Konjunktur stützen und eine tiefe Rezession in den meisten Industrieländern verhindern.
Unter den entwickelten Volkswirtschaften wird der Euroraum aufgrund seiner hohen Energieabhängigkeit von anderen Ländern die größten Probleme haben und das BIP 2023 bestenfalls stagnieren. Vor diesem Hintergrund dürfte sich auch die Konjunktur in Spanien deutlich abschwächen. Obschon das BIP voraussichtlich um 1 % wachsen wird. Spanien hinkt bei der Erholung weiter hinterher. Das BIP wird erst Ende des Jahres wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen. Das bessere relative Abschneiden ist also auf eine schwächere Ausgangslage zurückzuführen. Und vor allem darauf, dass der wichtige Tourismussektor wieder zum Wachstumsmotor wird. Es wird erwartet, dass die Ausgaben der Besucher aus dem Ausland im Jahr 2023 um 6,8 % steigen werden und damit höher sein werden als im Jahr 2019.
Nach Ansicht des Marktstrategieteams von Banca March könnte die Wiedereröffnung Chinas der Weltwirtschaft aber auch einen unerwarteten Schub verleihen. Vor allem in den asiatischen Schwellenländern könnte es zu einem Aufschwung kommen.
Verlangsamtes Wirtschaftswachstum löst Inflation als größte Sorge ab
Nachdem sich bestätigt hat, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat, steht der Eintritt in eine neue Phase bevor. Die Stabilisierung der Rohstoffpreise und die Auflösung der Lieferkettenprobleme Ende letzten Jahres werden die Inflation 2023 weiter sinken lassen. Im Vorfeld des ersten Jahrestags der Invasion in der Ukraine wird der Basiseffekt bei den Rohstoffpreisen dazu beitragen, den Inflationsdruck zu verringern. Dieser Trend zur Inflationsverlangsamung rückt ein Ende der geldpolitischen Zinserhöhungen näher.
2023: Das Wiederaufleben von Anleihen
Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt sind Anleihen wieder attraktiv und stellen eine echte Alternative zu anderen Anlageklassen dar. Dies liegt daran, dass sich Anleihen in einem Szenario, in dem die Zinsen nicht weiter steigen, traditionell gut entwickeln, unabhängig davon, ob es in den folgenden zwölf Monaten zu einer Rezession kommt oder nicht.
Im aktuellen Umfeld des wirtschaftlichen Abschwungs setzt Banca March auf Unternehmensanleihen mit höherer Bonität und geringerem Ausfallrisiko, die auf globaler Ebene bereits Renditen von mehr als 4 % bieten. Was die Duration anbelangt, so ist von langen Laufzeiten abzuraten. Die Renditekurven sind nach wie vor stark invers, und es wird noch einige Monate dauern, bis sich die Kerninflation normalisiert. Zudem sind Unternehmensanleihen nach wie vor attraktiv bewertet und bergen kaum Risiken: „Die höheren Renditen sind eher auf die geringere Liquidität als auf das höhere Ausfallrisiko zurückzuführen, das in der Vergangenheit nicht so hoch war wie an den Hochzinsmärkten.“
Für Aktien ist eine Zinspause der Fed nur bedingt eine gute Nachricht. Viel entscheidender für die Aktienmärkte ist, wie sich die Wirtschaft entwickelt und insbesondere, ob die Zinspause von einer Rezession begleitet wird oder nicht. Die Tatsache, dass ein geringeres Wachstum der Unternehmensgewinne in diesem Szenario einer sich abschwächenden Konjunktur noch nicht berücksichtigt ist, begrenzt das Aufwärtspotenzial, zumal die Bewertungen derzeit nicht gerade niedrig sind.
Wir bevorzugen die US-Börsen aufgrund der höheren Eigenkapitalrendite amerikanischer Unternehmen und der geringeren Energieabhängigkeit des Landes. Darüber hinaus sehen wir Chancen in den Schwellenländern, wo die Gewinnrevisionen nach unten deutlich aggressiver ausgefallen sind. Nach der kürzlichen Wiedereröffnung Chinas wird sich diese Situation unserer Meinung nach jedoch ändern. Unter den Schwellenländern bevorzugen wir die asiatischen Länder. Nachdem die Chinesen ihre Reisefreiheit wiedererlangt haben und wahrscheinlich mehr konsumieren werden, bieten sich hier Chancen.
Unter den Sektoren empfiehlt Banca March jene, in denen die Unternehmen im aktuellen makroökonomischen Umfeld Gewinne erzielen können, und jene, die ein Engagement in der wirtschaftlichen Transformation bieten. Wir bevorzugen weiterhin Anlagen im Gesundheitssektor, da dieser defensiv ist und die Erträge in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs widerstandsfähiger sind. Es können aber auch Positionen in zyklischen Sektoren beigemischt werden, z. B. im Technologiesektor, wo nicht nur Megacaps Gewinne generieren. Ein Engagement in zinssensitiven Sektoren wie dem Finanzsektor, in dem einige Titel attraktiv bewertet sind, erscheint ebenfalls vielversprechend. Nicht zuletzt bestehen auch aus struktureller Sicht erhebliche Investitionschancen in Sektoren, die eng mit der Energiewende und der Selbstversorgung verbunden sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anleihen im Jahr 2023 in einem für Aktien nach wie vor volatilen Umfeld in den Vordergrund rücken werden. Nach Einschätzung des Marktstrategieteams von Banca March ist heuer mehr Risiko angesagt. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass alles seinen Preis hat. Bei Aktien ist Abwarten und Vorsicht geboten. Bei Anleihen geht es darum, die positiven Auswirkungen der höheren Leitzinsen zu nutzen, um Erträge zu erzielen.